Von Ueli Flück, «Berner Oberländer», 15. Dezember 2015

Peter Bernet blickt in der Zeit zurück und entdeckt Neues

Lokalhistoriker – Seit 40 Jahren der Vergangenheit auf der Spur

 

Peter Bernet, pensionierter Sekundarlehrer, an seinem Arbeitstisch in Interlaken. Der 77-Jährige Lokalhistoriker erforscht seit 40 Jahren die Geschichte von Grindelwald.

Peter Bernet erforscht die Geschichte von Grindelwald. Er dokumentiert sie in Kalendern und Jahresberichten und erzählt Geschichten aus der Vergangenheit. 6500 Ereignisse und Vorkommnisse hat er ebenso digital gespeichert wie viele Hundert Fotos.

Historiker sind Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung und der Darstellung der Geschichte beschäftigen. Ein Lokalhistoriker erforscht die Lokalgeschichte und stellt sie dar. Peter Bernet geht der Geschichte von Grindelwald nach, dokumentiert sie in Kalendern und Jahresberichten (Zeit vor 100 Jahren) und erzählt Geschichten aus alter Zeit. Auf der Website der Gemeinde Grindelwald ist zu lesen: «Es lohnt sich auf jeden Fall, in die spannende und teils dramatische Vergangenheit von Grindelwald einzutauchen.»

Ein talentierter Sportler

Peter Bernet wurde 1938 in Grindelwald geboren. Sein Vater war Bergführer, sein Grossvater ebenso und auch der Änigrosi (Urgrossvater). Der 16-Jährige aber trat nicht in die Fussstapfen seiner Vorfahren, sondern ins Seminar Muristalden ein. «Der Sport stand dort hoch im Kurs», erinnert sich Peter Bernet, der bereits als 17-Jähriger in der 1. Mannschaft des EHC Grindelwald in der Nationalliga B kurz zum Einsatz kam.

Die langen Reisen zu den Spielorten (etwa St. Moritz) kosteten den Seminaristen dann aber zu viel Zeit. Er verschrieb sich der Leichtathletik, wurde als Sprinter zu einer Stütze der Semer-SVM-Mannschaft und trat dem Stadtturnverein Bern bei, mit dem er einen Schweizer Rekord über 10 mal 100 Meter erzielte. Zum Highlight seiner Sprinterkarriere wurde ein Einsatz als Schlussläufer der Schweizer B-Sprint-Staffel am Zürcher Meeting 1960 im Letzigrund, an dem Abend also, an dem der Deutsche Armin Hary mit 10,0 Sekunden Weltrekord lief. Bernets 100-m-Zeit pendelte sich bei 10,8 ein. «Ich profitierte, ohne viel zu trainieren von meiner Grundschnelligkeit», schaut er zurück. Seine Leichtathletikkarriere war erfolgreich, aber kurz. Er ging nämlich «gären z Bärg».

Sekundar- und Sportlehrer

«Mein Interesse an der Historie weckte Geschichtslehrer Dr. Arthur Sägesser bereits während der Schulzeit», erzählt Peter Bernet. Im Biologieunterricht von Viktor Boss hätten sie zudem ­naturkundliche Beobachtungen gemacht und gelernt, diese zu protokollieren. Nach dem Semer begann Peter Bernet am Sekundarlehramt ein Studium sprachlich-historischer Richtung und liess sich von Professor Paul Zinsli, einem profunden Kenner der Walsersiedlungen und Alpenmundarten, ebenso begeistern wie von Geografieprofessor Paul Messerli, dem späteren Klimaforscher. 1968 wurde Peter Bernet an die Sekundarschule Interlaken gewählt, unterbrach dann aber schon bald seine Lehrtätigkeit, um sich zum Turn- und Sportlehrer auszubilden. Dabei war er nicht nur Student, sondern auch Ausbildner in der Sparte Ski. Das bernische Skilehrerpatent hatte er schon als 19-Jähriger in einem von Christian Rubi geleiteten Kurs erworben.

Der Lokalhistoriker

Seit vier Jahrzehnten widmet sich Peter Bernet nun der Geschichte von Grindelwald und bettet diese ein in die Geschichte des Oberlandes und des Kantons. «Es kam in diesen Jahren einiges zusammen», stellt er bescheiden fest. 6500 Ereignisse, Vorkommnisse, Begebenheiten hat er in seiner digitalen Datenbank in knappen Worten festgehalten und dazu mehrere Hundert Fotos eingescannt. Wo wird er fündig? «In Chroniken, alten Schriften, Zeitungen, dem Staatsarchiv und bei hilfsbereiten Grindelwalder Fotosammlern», zählt Bernet auf, «und in Gesprächen mit betagten Leuten». So entdeckt er immer wieder Neues, in Vergessenheit Geratenes, Unbekanntes.

Zum Beispiel die Überreste eines Kalkofens oberhalb des Marmorbruchs, der nun von der Heimatvereinigung Grindelwald zugänglich gemacht (und eingezäunt) wird. 1991 erschien zum Jubiläum 800 Jahre Bern im Verlag Schlaefli unter dem Titel «23 Gemeinden, Wasser, junge Stimmen» ein informatives und handliches Buch, in der die Gemeinden des damaligen Amtsbezirks Interlaken vorgestellt werden. Verfasser: Peter Bernet.

Von ihm stammen auch verschiedene Artikel aus dem alpinen Bereich im «Historischen Lexikon der Schweiz», so über den Fotografen Dölf Reist und den Skipionier Sir Arnold Lunn. Seit sieben Jahren kreiert Peter Bernet den Kalender «Grindelwald vor 100 Jahren» mit jeweils dreizehn sorgfältig ausgewählten historischen Fotos, mit kurzen prägnanten Legenden. Die Auflage von 300 Exemplaren ist jeweils schnell ausverkauft. Für die Jahre 1904 bis 1911 schrieb er historische Jahresberichte, und unter dem Titel Zeitlupe schreibt er historische Geschichten.

Die neuste heisst «Bärejagd». 200 Jahre ist es nämlich her, dass in Grindelwald der letzte Bär geschossen wurde. Die Bärengeschichten erzählt der Autor auch auf einer CD in altem Grindelwalder Dialekt.

 

Peter Bernets Werk im Internet:
www.grindelwaldgeschichten.ch

 

Peter Bernet, pensionierter Sekundarlehrer, an seinem Arbeitstisch in Interlaken. Der 77-Jährige Lokalhistoriker erforscht seit 40 Jahren die Geschichte von Grindelwald.

Peter Bernet, pensionierter Sekundarlehrer, an seinem Arbeitstisch in Interlaken. Der 77-Jährige Lokalhistoriker erforscht seit 40 Jahren die Geschichte von Grindelwald.

 

Dieser Artikel erschein am 15. Dezember 2015 im «Berner Oberländer».